Dune: Part Two

2024

★★

Nun war es also soweit. Das Kino war gut besucht, der Abstand zur Leinwand fast optimal (5. Reihe) und meine Erwartungen vorsichtshalber auf Soutterrain-Niveau. Nach der ersten halben Stunde des Films fing dann auch tatsächlich der Film an... Am Ende war ich unterhalten und zwar fast gut.
Herr Zimmer hat diesmal nicht genervt, dafür der Schnitt. Laiendarstellerin F. verschwand hinter einer Art Vorhang und unsere beiden Lieblinge hatten zwar kaum Mimik, aber immerhin kurzzeitig etwas Chemie. (Früher sprach man bei einem solchen Anteil an "Romantik" auch gerne mal von einem "Frauenfilm". Selbst wenn der Buchautor die weibliche Figur ursprünglich nur als Maitresse vorgesehen hatte. In der modernen Fassung sucht sie nun vorerst das Weite. Lieber Krieg als dieses Schicksal. Es soll mir hier bitte niemand erzählen, wie authentisch DV den Roman umgesetzt hat, nur weil ein paar Dialoge stimmen. Mir ist so etwas auch regelmäßig egal, da das Werk selbst zählt und nicht die Extras, der Roman oder die erklärende Rezeption.) Sie (Chani) und ein paar miese Charaktere (Zu viel Ambivalenz und Charakterzeichnung verstört das Publikum nur unnötig!) trösteten mich über das völlig einfallslose "Worldbuilding" leider nur so halb hinweg. Da war kein Bild, kein Gebäude, kein noch so minimalistisches Set und auch kein bombastisches, immer völlig künstlich wirkendes Mega-Massen-Event, dass irgendwie innovativ, nicht völlig überzeichnet oder auch nur mehr als dienlich gewesen wäre. Nur die Waffen waren teilweise ganz chic und die Harkonnen ganz ordentlich zurecht gemacht. (Hat sich HP Giger eigentlich schon gerührt?)  
Und dann der ganze Reli-Kram mit dem Mahdi, viele rassistische und üble Stereotype über Wüstenbewohner (Es heißt übrigens Jihad!) und Konzepten zur, mit Verlaub, Knechtung nützlicher Idioten. Da war nichts Originäres, Neues. Teile der Tricktechnik "überraschten" mich regelrecht, wie die Aufmärsche oder die fast lächerlich überzeichnete S/W-Szene im Stadion. Selbst Leni Riefenstahl dürfte im Grabe rotieren, so oft wie sie hier auf LB benannt wird. Das Reiten der Würmer war so richtig schwach umgesetzt und wirkte für reichlich Cash nicht soviel realistischer als 84 unter Lynch. Diese Grütze soll Stand der Technik sein? Ernsthaft?
Bizarr war auch der verschwenderische Auftritt der Christopher Walken-Sprechpuppe. 
Man muss schon mehr als ein Jahrhundert Filmgeschichte leugnen oder viel Spice nehmen, wenn man hier ernsthaft ein 5*-Meisterwerk erkennen möchte. Ich kann aber auch nicht beurteilen, wie sich der ganze Marvel-Scheiß auf die Sehgewohnheiten der Zielgruppe ausgewirkt hat, da ich regelmäßige Sichtungsversuche vorzeitig abbrechen musste. Was mich tröstet: Diese Dune Filme werden derartig schlecht altern, dass sie in 5 Jahren vergessen sind. Wetten?

Allerdings gab es einen tollen Humorpunkt, als die "Familienatombomben" erstmals Erwähnung fanden. Fürs Unwort des Jahres dürfte es kaum reichen, aber wir hatten kurz Spaß.

PS: Im Nachhinein möchte ich "Lawrence of Arabia" mal wieder sehen, den ich insgesamt für den wokeren ;-) "Übermenschenfilm" halte. Auch weil er eine Seele hat. So wie die 84er Dune-Version.

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